Alltagsrituale?
Alltagsrituale pressen mich in einen vorgegebenen Rahmen, bremsen meinen kreativen Schaffensprozess, rauben mir im falschen Moment kostbare Zeit, stören mich in meiner Neugierde aufs Leben, hindern mich an meiner Flexibilität, quetschen Essen in mich, ohne Appetit, zwingen mich zum Aufstehen und zum Einschlafen, unterdrücken meine menschlichen Impulse, rauben mir persönliche Freiheit, übertönen meine innere Stimme, hindern mich am Verrücktsein, lähmen meinen Geist und meinen Körper, fördern schlechte Angewohnheiten (denn diese werden ebenso zu Ritualen)…Warum fällt mir nie etwas Gutes ein, wenn ich über Rituale nachdenke?
Es heißt, Kinder brauchen Rituale. Doch wenn ich dessen Umsetzung beobachte, sehe ich nicht selten, wie sehr sie sich dagegen wehren und Eltern oft damit überfordern. Was brauchen Kinder wirklich?
Was würde man dem Kind vermitteln, wenn man dem Wunsch des Kindes ab und an nachgäbe und bspw. eher mit ihm spielen als um die Durchsetzung eines Rituals streiten würde?
Ein Kind handelt nicht vorausschauend. Es feiert den Moment. Es tut das, was wir Erwachsenen so sehr vermissen und wonach so viele Menschen streben.
Den Moment zu feiern, wurde uns und unseren Eltern und Großeltern…systematisch abtrainiert (immerhin darf man mittlerweile am Tisch miteinander sprechen). Jetzt, wo unser Leben komplett verplant und durchgetaktet ist – wie können wir da den Moment genießen? Haben wir überhaupt Zeit dafür, können wir die Zeit für den perfekten Moment einplanen? Kann man perfekte Momente überhaupt planen? Vielleicht für andere, zum Geburtstag beispielsweise. Aber ECHTE Qualitätszeit entsteht und wächst ohne ein Gefühl von jeglichem Druck. Bestenfalls an einem Ort der absoluten Sorglosigkeit, an dem man sich sicher und geborgen fühlt und sein darf, wer man ist. Ein Kind wird dann womöglich seelisch stabiler, geistig kreativer und körperlich fitter aufwachsen, wenn man ihm diesen Ort ermöglicht, bestimmte Rituale einfach mal sein lässt und sich über die geschenkte Zeit freut, die man damit selbst bekommt.
Frage Dich, sind es wirklich Alltagsrituale, die Dir das Gefühl von Sicherheit vermitteln, oder ist es Deine Umgebung?